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4. Hannah-Arendt-Schule

4.1. Acts und Facts

4.1 Acts und Facts
        4.1.1 Schule
        4.1.2 Teilstation
        4.1.3 Zusammenarbeit Schule- Teilstation
        4.1.4 Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"
4.2 EP an der Hannah-Arendt-Schule - Was bisher geschah
  (4.3 Die Sicht des Kollegiums)
  (4.4 Die Sicht der Leitung)
  (4.5 Konzeptionelle Überlegungen)

Die Hannah-Arendt-Schule (HAS) ist eine private, staatlich anerkannte Schule für Erziehungshilfe in Trägerschaft der "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung junger Menschen e.V. Iznang". Die Arbeitsgemeinschaft betreibt außerdem eine "Teilstation" in Form von sozialpädagogischen Tagesgruppen, die nachmittags von SchülerInnen der Hannah-Arendt-Schule wie auch von SchülerInnen umliegender Regelschulen besucht wird.

Abbildung 14

Das Gelände der "Arbeitsgemeinschaft" liegt auf einem Hügel oberhalb von Iznang auf der Höri, einer Halbinsel im westlichsten Teil des Bodensees nahe der Schweizer Grenze. Vom Schulgebäude aus ist die Sicht frei auf den Bodensee und die Insel Reichenau und, wenn das Wetter es zulässt, auch auf die Alpen. Direkte Nachbarn gibt es keine, bis zu den nächsten Häusern der ohnehin kleinen Ortschaft sind es ein paar hundert Meter. Der "Schulhof" ist eine große Wiese, mit Feuerstelle, Bäumen und von Trampelpfaden durchzogenen Büschen. Bis zum See sind es nur wenige hundert Meter und auch der Wald beginnt fast unmittelbar hinter dem Gelände.

Die Gebäude gehörten bis vor einigen Jahren zum Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf in Wahlwies; für die Nutzung als Schulhaus waren umfangreiche Umbau- und Renovierungsmaßnahmen nötig, wobei viele Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt wurden.

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4.1.1. Schule

4.1 Acts und Facts
4.1.1 Schule
4.1.2 Teilstation
4.1.3 Zusammenarbeit Schule- Teilstation
4.1.4 Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"

Die Schule nahm ihre Arbeit mit den ersten 13 SchülerInnen im Herbst 1993 auf. Mittlerweile werden 58 SchülerInnen (6 Mädchen, 52 Jungen, darunter 9 Ausländer- / Spätaussiedlerkinder) aus dem Landkreis Konstanz in 8 Klassen von 13 LehrerInnen unterrichtet. Die Schule bietet die Bildungsgänge Grund- und Hauptschule an. Sie ist seit ihrer Gründung jedes Jahr stetig gewachsen und hat in diesem Jahr ihre geplante Größe erreicht. Erstmalig haben in diesem Jahr 3 SchülerInnen die Hauptschulabschlussprüfung erfolgreich abgelegt.

Die Rückschulung in die allgemeine Regelschule ist ein zentrales Ziel der Schule, die Rückschulungsquote lag in den letzten Jahren konstant bei ca. 20%. Dadurch bedingt gibt es eine gewisse Fluktuation, so dass sich die Zusammensetzung einer Klasse jedes Jahr verändert.

Klassenstruktur

Im Grundschulbereich gibt es derzeit drei Klassen mit zusammen 24 SchülerInnen. Die Klassen 3 und 4 werden gemeinsam unterrichtet. Davon sind im Schuljahr 1999/2000 3 RückschülerInnen und 8 Neuaufnahmen.  Den Hauptschulbereich besuchen 34 SchülerInnen in 5 Klassen. Es gibt in diesem Schuljahr zwei sechste "Klassen", wovon eine ausschließlich aus RückschülerInnen1 besteht. Die Klassen 8 und 9 werden ebenfalls gemeinsam unterrichtet. Hier sind es 8 RückschülerInnen1 und 8 Neuaufnahmen.

Klassenstruktur im Schuljahr 1999/2000:
 
 
Klasse Gesamt w. m Rück1 Neu
1 6 1 5 0 3
2 8 0 8 0 4
3 / 4 10 1 9 3 2
1-4 24 2 22 3 9
           
5 7 0 7 0 3
6a 7 2 5 0 1
6b 6 0 6 6 0
7 7 1 6 0 3
8 / 9 7 1 6 2 1
5-9 34 4 30 8 8
1-9 58 6 52 11 17

*1 RückschülerInnen besuchen bereits wieder die Regelschule, werden aber in ihren neuen Schulen ambulant von LehrerInnen der HAS weiterbetreut.

Personal

Neben dem Schulleiter sind 12 LehrerInnen an der Schule tätig (8 w. , 4 m.). Die LehrerInnen besitzen unterschiedliche Qualifikationen (vgl. Tabelle); einige sind in Teilzeitform tätig. An dieser Stelle und in Kenntnis der konkreten Personen muss ich energisch der Hillerschen Vermutung widersprechen, dass Teilzeitkräfte auf den Prozess der Reform und Innovation einer Schule eher bremsend wirken (vgl. Hiller 1990 a, S. 196).

Zwei der LehrerInnen klettern, die eine hat auch schon Kletterkurse gegeben. Von beiden wurde kürzlich auf Wunsch des Geschäftsführers ein Kletterwochenende für die MitarbeiterInnen der Tagesgruppen durchgeführt.

Personalstruktur im Schuljahr 1999/2000
 
 
Anzahl Ausbildung Stellenumfang in %
4 GHS w. 100, 100, 100, 80
1 GHS m. 100
1 GHS, z.Zt. berufsbegleitend Aufbaustudium Sonderpäd. w. 50
3 Sonderschule (alle L, einer V) m. 100, 100, 80
1 Realschule w. 100
1 Gymnasium w. 100
1 Diplomsport + Zusatzsausb. Psychomotorik und Tanz w. 80
1 Sonderschule m. Schulleiter

 
 

Hardwareressourcen

Wie schon erwähnt, bietet die Umgebung der Schule einige Möglichkeiten im Hinblick auf die Durchführung von eo Aktivitäten. Zum einen am, im und auf dem nahegelegen Bodensee. So gibt es z.B. im Tagesgruppenbereich eine Wassersportgruppe, die sich bislang schwerpunktmäßig mit Segeln beschäftigt hat. Vor kurzem haben Schule und Teilstation gemeinsam zwei große Kanadier angeschafft.

Ebenfalls eine Neuanschaffung sind die bescheidenen Anfänge einer Kletterausrüstung.

Im näheren und etwas weiteren Waldgebiet der Höri gibt es neben Bäumen auch kleinere Felsen, Schluchten und Höhlen, die interessante Ziele bieten. Außerdem gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Biwakieren, z.B. auf der Ruine einer ehemaligen Raubritterburg.

Dass die Einrichtung über eigene Kleinbusse verfügt, ist für die Anfahrt etwas weiter entfernter oder schlecht erreichbarer Aktionsorte von Vorteil.

Unterrichtsgestaltung

Die Unterrichtsgestaltung wird von der Schulleitung in großen Zeitblöcken vorstrukturiert. Der Sportunterricht (2 bis 3 Wochenstunden) stellt eine feste Größe dar, um die herum geplant wird, da die Schule keine eigene Sporthalle besitzt und auf die Nutzung freier Zeiten in den Hallen umliegender Kommunen angewiesen ist. Englisch und Sport werden in der "Oberstufe" von einer FachlehrerIn gegeben. Ansonsten können und müssen die KlassenlehrerInnen innerhalb der Zeitblöcke die Unterrichtsplanung selber übernehmen, ihren eigenen Stundenplan schreiben und ihn bei der Schulleitung vorlegen. Die Vorgaben des Lehrplanes für die Grund- und Hauptschule und die besondere Lernsituation der Kinder und Jugendlichen sind nicht immer miteinander zu vereinbaren, daher wird die Unterrichtsplanung bisweilen zu einem Spagat zwischen widerstrebenden Ansprüchen. So konnte die Situation einer Klasse beispielsweise positiv durch die Einführung einer Stunde "Raufen" beeinflusst werden. Zwar findet sich so etwas nicht unbedingt im Lehrplan der Hauptschule, mit dem Bildungsplan der Schule für Erziehungshilfe hingegen ließe sich gut begründen.

An der Schule gibt es verschiedene "Bausteine schulischen Lernens" als Unterrichtsprinzipien (Schmid / Schneckenburger-Fenkart 1998, S.2):

Gelegentlich gibt es "außerunterrichtliche Veranstaltungen", die einen ganzen Vormittag bzw. Tag dauern, z.B. Skifahren, die Teilnahme an Sport- und Spielfesten, Schlittschuhfahren oder Baden im See. Dazu gehören auch Schulhausübernachtungen, die v.a. im Grundschulbereich stattfinden. Mehrtägige Klassenfahrten und Schullandheimaufenthalte finden nicht in jeder Klasse statt. Z.T. werden diese Fahrten von mehreren Klassen gemeinsam unternommen, wie z.B. der für Herbst geplante Schullandheimaufenthalt der Klassen 7,8 und 9.

SchülerInnen, die den Klassenverband zeitweise nicht mehr aushalten oder die die Klasse nicht mehr aushält, können in der "kleinen Küche" einzeln betreut werden. Hier kann die SchülerIn für einen festgelegten Zeitraum bei der Zubereitung des täglichen Schulfrühstücks mitwirken. In diesem Rahmen sich ergebende Begegnungen und "Gesprächsgelegenheiten über persönliche Befindlichkeiten wie der Austausch über interessierende Themen" (ebd. S.4) haben schon oft einen wichtigen Beitrag zur Rückkehr in die Klasse geleistet.
 
 

Kooperation

... mit allgemeinen Regelschulen

Die Kooperation findet auf Lehrer- wie auf Schülerebene statt. Nach dem Motto "LehrerInnen beraten LehrerInnen" werden die SonderschullehrerInnen zunehmend ambulant tätig. Meist geht es um begleitende Beratung bei besonderen Schulschwierigkeiten und im Feld von Umschulung. Ein besonderes Gewicht im Rahmen der Kooperation wird auf die Rückführung von SchülerInnen der HAS in die allgemeine Regelschule gelegt.

Auf Schul- und Unterrichtsebene haben sich aus der Begleitung von Rückschülern klassenbezogene Kooperationen entwickelt. So gab es mehrere außerunterrichtliche Begegnungen mit der 1. Klasse der Grundschule Weiler in Form von gemeinsamen Spiel- und Unterrichtsbegegnungen, wobei hier der Motor die Elternvertreter der Grundschulklasse waren. Ein gemeinsamer Sportunterricht mit einer 4. Klasse wurde aufgrund differierender Vorstellungen des Lehrpersonals wieder aufgegeben. Andererseits hat sich der gemeinsame wöchentliche Sportunterricht der Klasse 2/3 mit der 3. Klasse der GHS Überlingen a.R. zu einer festen Größe im Stundenplan etabliert und wird im aktuellen Schuljahr fortgeführt.

Ansonsten sucht die Hannah-Arendt-Schule Begegnungen mit SchülerInnen und LehrerInnen anderer Schulen im Rahmen von Spiel- und Sportfesten, gemeinsamen Projekttagen und gemeinsamen Lehrerfortbildungen.

... mit Handwerksbetrieben

In den Klassen 8 und 9 finden mehrere 4-wöchigePraktika in regional ansässigen Betrieben statt, zu denen gute Kontakte bestehen. Die Praktika werden intensiv vor- und nachbereitet und auch während der Praktikumszeit findet eine schulische Begleitung statt.

... mit Vereinen

Hier ist eine Kooperation geplant. Es sind erste Kontakte zum Kanuclub und zum Alpenverein aufgenommen worden.
 

Zeitstruktur

Die Zeitstruktur von Schule und Teilstation ist in nachfolgender Tabelle dargestellt. In dieser Tabelle nicht enthalten sind Zeiten der Abschlussfördergruppe (AFG), die weiter unten vorgestellt wird.
 

Zeitstrukturtabelle
 
Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
8.15-8.30 Ankunft der SchülerInnen mit Bussen
8.30-10.00

 

Klassen-

Freiarbeit

Fachunterricht (Kurse,

Differenzierungen,


 
 
 
 

Pro-

jekt-

tag
 
 

(Kl. 

7-9)

unterricht

Projekte 

Übungen, Lektionen, Wochenplanarbeit) 

Förderangebote , Spiel

10.00-10.45
Schulfrüh-
stück, Bewegungsrunde, Spielpause
10.45-12.15

 

Klassen-unterricht kl.übergreif.

Pro-jekte

(Kl. 

1-6)

Klassenunterricht

 

12.20-13.05 Klassen-unterricht     Klassenunterricht  Schülerkonferenz, Bühne
13.05-13.30 Schulschluss und Ankunft externer SchülerInnen für die Tagesgruppen

Freispiel, Werkstätten, Musikgruppen

 
13.30-14.15 Mittagessen in den Gruppen  
14.15-14.30 Freispiel

Werkstätten

Pause Freispiel

Werkstätten

 
14.30-15.00 kl.übergr.

Kurse (D,M,E)

(Kl. 5-9)

 
15.00-16.00 Hausaufg. Hausaufgaben, Übstunde  
16.00-17.45

 

Gruppenaktivitäten

(Wochentagsrhythmus, Epochenarbeiten)

gruppenübergreifende Schwerpunktgruppen

(Werkstätten-, Bewegungs-, Garten-, Fördergruppen)

 
18.00 Heimfahrt  

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4.1.2. Teilstation

4.1 Acts und Facts
4.1.1 Schule
4.1.2 Teilstation
4.1.3 Zusammenarbeit Schule- Teilstation
4.1.4 Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"

Die Teilstation besteht seit 1982, seit 1992 ist sie in den jetzigen Räumlichkeiten in Iznang untergebracht. Z.Zt. werden 45 Kinder und Jugendliche in 7 Gruppen von jeweils einer pädagogischen Mitarbeiterin und einem pädagogischen Mitarbeiter, 2 Hauswirtschaftskräften und einer Verwaltungskraft an 230 Tagen im Jahr betreut. In den Schulferien werden Freizeiten durchgeführt.

In der Teilstation sind die Werkstätten das prägende Element. "Neben intensiver Hausaufgabenbetreuung werden die Kinder durch künstlerisch-kreative, therapeutische und arbeitsintegrierende Maßnahmen gefördert" (Arbeitsgemeinschaft ..., o.J. S. 4). Dies findet zum einen als offenes Angebot statt. "Eigeninteressen entwickeln, Dinge kennenlernen und nach eigenen Bedürfnissen auswählen, sich mit anderen zusammentun" (Schmid / Schneckenburger-Fenkart 1998, S.5), wird als wichtig erachtet.

Zum anderen gibt es die gruppenübergreifenden Schwerpunktgruppen am Donnerstag und Freitag. Sie sind Kleingruppen von 3-4 Kindern bzw. Jugendlichen, die halbjährlich nach pädagogischen Gesichtspunkten von der pädagogischen Konferenz eingeteilt werden. Es gibt 12 Gruppen: "Die Werkstätten: Holz, Metall, Elektro und Textil. Die Bewegungsgruppen Hallensport, Wassersport, Tanz und Bewegung, Voltigieren. Zwei Gartengruppen und eine extra Fördergruppe für die Jüngsten, die aus Eingewöhnungsgründen bei ihrer Gruppenbetreuerin verbleiben. Der verbindliche Besuch des Werkstattbereichs deckt bei älteren Schülern (Klasse 8/9) den schulischen Bereich Technik ab." (ebd. S. 6)

Die Mittagszeit, gegessen wird in den Gruppen, steht ganz im Zeichen der Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten.

Die Gruppenaktivitäten werden z.T. nach einem Wochenplanrhythmus gestaltet, wo jedem Tag eine bestimmte Aktivität zugeordnet ist. Eine weitere Möglichkeit sind die "Epochenarbeiten", wo über längere Zeit an einem festen Thema gearbeitet wird, hier gilt das Motto: "gemeinsam durchhalten und ein gemeinschaftliches Langzeitziel erreichen, Verantwortung übernehmen und Verantwortung abgeben lernen". (ebd. S.6) Ganz aktuell wurde in diesem Schuljahr mit Blick auf die zahlenmäßig zunehmende Gruppe der Kinder aus Klasse 1 und 2 mit dem Aufbau eines Kinderbauernhofes begonnen, welcher z.Zt. von zwei Ponys und einigen "Streicheltieren" bewohnt wird.

Gelegentlich machen einzelne Gruppen Unternehmungen am Wochenende. In einem Teil der Ferienzeit werden von den Tagesgruppen Freizeiten durchgeführt. Während die "Kleinen" auf dem Gelände oder der näheren Umgebung bis zum Schwarzwald bleiben, fahren die "Großen" auch mal weiter weg, z.B. ins Ausland. In den Weihnachtsferien findet für 6 Tage eine Rodel- und Skifreizeit statt, als Unterkunft wird eine einfache Selbstversorgerhütte gewählt. An Pfingsten gibt es eine 9-tägige Fahrt, im Sommer sind es 18 Tage. Teilweise fahren die Tagesgruppen einzeln, manchmal schließen sich Gruppen zusammen.
 
 

Abschlussfördergruppe (AFG)

Im Schuljahr 1998/1999 begann der Versuch, eine solche Gruppe ins Leben zu rufen. Zielgruppe sind zunächst OberstufenschülerInnen der HAS, die nicht mehr "rückschulbar" sind und daher an der HAS auf den Hauptschulabschluss vorbereitet werden. Die Maßnahme wird damit begründet, dass erfahrungsgemäß eine "Verweildauer von mehr als 3 - 4 Jahren in den Tagesgruppen nur in seltenen Fällen noch große Entwicklungsschritte" mit sich bringe. Die "automatische Koppelung" von Tagesgruppen und HAS müsse für diese Gruppe gelöst werden. "...anstelle der Gruppenbetreuung muß eine gezielte und offenere Betreuung stattfinden. Gezielt heißt: Schwerpunkt der Förderung: Schulabschluß, Arbeits- und Berufsfähigkeit, Selbstständigkeit. Offen heißt: offen zum örtlichen Umfeld, Anbindung an örtliche Vereine, Wissen um kommunale Angebote im Freizeit und Sportbereich." (Arbeitsgemeinschaft... 1998)

Die Erfahrungen des letzten Schuljahres entsprachen nicht den Erwartungen von Schul- wie Tagesgruppenleitung. Eine der Ursachen lag wohl in einer unklaren und wenig konzeptionell ausgearbeiteten Aufgabenstellung für die ausführende sozialpädagogische Fachkraft, so dass am Ende alle Beteiligten das Gefühl hatten, es sei viel zu wenig "passiert". Ein Neuauflage der AFG soll daher inhaltlich und strukturell besser vorbereitet und in enger Absprache mit der Schule konkretisiert werden. Nach Aussage des Schulleiters könnten auch eo Aktionen hier einen fruchtbaren Beitrag leisten.

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4.1.3. Zusammenarbeit Schule- Teilstation

4.1 Acts und Facts
4.1.1 Schule
4.1.2 Teilstation
4.1.3 Zusammenarbeit Schule- Teilstation
4.1.4 Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"

Die Zusammenarbeit findet auf konkret-pädagogischer und strukturell-planerischer Ebene statt.

Ein Vertreter der Schule nimmt an der Teilstationskonferenz und umgekehrt nimmt ein Vertreter der Teilstation an der Lehrerkonferenz teil. Ziel dieses wöchentlichen Konferenzaustausches ist die gegenseitige Verständigung über Abmachungen, Vorgehensweisen und Ergebnisse von Elterngesprächen bezogen auf einzelne Kinder und Jugendliche. An regelmäßigen "Kindbesprechungen" und "Therapiebesprechungen" nehmen die betroffenen MitarbeiterInnen aus Schule und Tagesgruppen teil. Elternabende und Feste werden, ggf. auch mit Einbeziehung der Elternarbeitsgruppe, gemeinsam vorbereitet. Vorstellungs- und Aufnahmegespräche sowie Hilfeplangespräche werden von der entsprechenden KlassenlehrerIn und GruppenmitarbeiterIn geführt bzw. vorbereitet. Ein informeller Austausch findet darüber hinaus anlässlich aktueller Geschehnisse statt.

Ganz praktisch wird die Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Nutzung der vorhandenen Raum- und Materialressourcen sowie der fachlichen Kompetenzen im Haus und in der Umgebung, Doppelangebote sollen vermieden, Zeiten effektiver genutzt werden.

Wie erwähnt ist die "Arbeitsgemeinschaft" Trägerin der Schule. Die Geschäftsleitung obliegt Herrn Winklar, der zugleich auch die pädagogische Leitung der sozialpädagogischen Tagesgruppen inne hat. Für die Gesamteinrichtung wichtige Entscheidungen werden im Leitungsteam getroffen, dem neben Herrn Winklar und dem Schulleiter Schneckenburger-Fenkart noch Frau Schmid angehört, die v.a. für Aufgaben im administrativen Bereich in der Zusammenarbeit mit den Jugendämtern zuständig ist.

Für die Zusammenarbeit in Planungsangelegenheiten gibt es ansonsten das "Forum", einen Zusammenschluss von Vorstand, Geschäftsführung, Schulleitung, Mitgliedern des Vereins und MitarbeiterInnen von Schule und Teilstation auf freiwilliger Basis. Einmal im Monat werden hier Fragen der Struktur der Einrichtung und des Kurses künftiger Entwicklungen diskutiert. "Die Arbeit des Forums ist immer ein Balanceakt zwischen dem Willen, gut Bewährtes zu stärken und dem Wunsch und der Notwendigkeit, auch neue Versuche zu wagen" (Schmid / Schneckenburger-Fenkart 1998, S.10).

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4.1.4. Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"

4.1 Acts und Facts
4.1.1 Schule
4.1.2 Teilstation
4.1.3 Zusammenarbeit Schule- Teilstation
4.1.4 Zielsetzung der "Arbeitsgemeinschaft"
4.2 EP an der Hannah-Arendt-Schule - Was bisher geschah
 

Die "Arbeitsgemeinschaft" hat zwei Leitmottos:

"Lebensformen formen Leben" lautet das eine und meint, dass einfache und überschaubare Strukturen als notwendiger und für alle "Kinder " gleicher Orientierungsrahmen für erforderlich und als für alle "gleichermaßen heilsam" gehalten werden (ebd. S.1). (Ich habe die "Kinder" in Anführungszeichen gesetzt, da es auffallend ist, dass fast immer von Kindern gesprochen wird, auch da wo Jugendliche mitgemeint sind, teilweise sogar da, wo es sich ausschließlich um Jugendliche handelt.) "Alle Arbeiten geschehen innerhalb der festen Strukturen eines geregelten Tagesablaufes, sie sind von Rhythmen wie Jahreszeiten und Festen begleitet sowie eingebunden in Rituale wie beispielsweise Danken, Essensspruch etc. Diese Strukturen, Rhythmen und Rituale bilden einen Rahmen, der Sicherheit und Vertrauen auf Kontinuität bietet, darüber hinaus aber auch einen notwendigen Reibungspunkt für ältere Kinder und Jugendliche bilden kann und soll." (Arbeitsgemeinschaft... 1994, S.2) (Der Schulleiter bemerkt hierzu, dass die Formulierungen so heute nicht mehr gewählt würden und auch nicht dem unterdessen veränderten Alltag in der Einrichtung entsprechen. Auch wenn Strukturen nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzen, haben sich doch die Formen gewandelt.

Mit diesem Motto ist der eine Pol der Dialektik benannt, in der die pädagogische Arbeit stattfindet: "Das Verbinden von für alle gültige und verbindliche Strukturen und dem Freiraum für individuelles Verstehen und situationsgerechtes und flexibles Handeln ist Prüfstein einer jeden pädagogischen Einrichtung. Als etwas Selbstverständliches ist beides immer vorausgesetzt - die Normen für alle - wie auch das Verständnis für die "Ausreisser" (Schmid / Schneckenburger-Fenkart 1998, S.1)

Das andere Motto wird im Begleittext zu dem Videofilm, der Entstehung und Arbeit der "Arbeitsgemeinschaft" vorstellt, folgendermaßen dargestellt: "Kürzlich konnte man einen Zustandsbericht über deutsche Schulen lesen mit dem Titel: "Nicht jeder kann der Beste sein". Das mag auch hier keiner leugnen. Doch unsere Arbeit wollen wir unter ein anderes Motto stellen, das etwa so lautet: "Jeder kann in irgendetwas der Beste sein!"...und in diesem irgendetwas kann er derjenige sein, der beginnt, der initiativ wird und andere anstiftet zum gemeinsamen und sinnvollen Tun.

Dieses Irgendetwas in jedem Kind zu finden und zu fördern, ist die gemeinsame Aufgabe von Schule und Tagesgruppe. So kann jedes Kind auf seinem Gebiet und mit seinen Fähigkeiten verantwortungsvoll mit Sorge tragen für die uns gemeinsame Welt." (Arbeitsgemeinschaft... 1996, S.3)
 
 
 

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4.2. EP an der Hannah-Arendt-Schule - Was bisher geschah

4.1 Acts und Facts
4.2 EP an der Hannah-Arendt-Schule - Was bisher geschah
       (4.3 Die Sicht des Kollegiums)
       (4.4 Die Sicht der Leitung)
       (4.5 Konzeptionelle Überlegungen)

Die Absicht Erlebnispädagogik systematisch in die Schule hineintragen zu wollen, hat viel zu tun mit dem Schulleiter Artur Schneckenburger-Fenkart. Er hat sich im Rahmen seines sonderpädagogischen Studiums in Reutlingen und in seiner Zulassungsarbeit intensiv theoretisch damit auseinandergesetzt. Zahlreiche praktische Erfahrungen sammelte er durch seine Tätigkeit an einer Schule für Körperbehinderte, mit deren SchülernInnen er u.a. ep Schullandheimfahrten bei albErgo durchführte. Er ist zudem Mitglied im Vorstand von albErgo, Verein für EP und Ökologie in Trochtelfingen. Seit vier Jahren ist er Schulleiter in Iznang und will versuchen, EP zu einem neuen "Lernbaustein" an dieser Schule werden zu lassen.

Das Kollegium hat einige Erfahrungen bei Schullandheimfahrten in einfachen Selbstversorgerhäusern und in Zeltlagern, auf Fahrradtouren und Kanadierfahrten gesammelt. 1996 fuhr eine Klasse zu albErgo. (Siehe Abb. 16 ) Auch der schulnahe Raum wird zum Bewegen und Toben oder für Spaziergänge durch den Wald genutzt. Eine Lehmhütte wurde gebaut, ein Floß wurde gezimmert, mit dem man nach Radolfzell übersetzte. (Siehe Abb. 15) Zirkusprojekte und Tanzen sind weitere Elemente an der Schule.

Im Herbst 1998 wurde das pädagogische Wochenende als Fortbildung für das Kollegium bei albErgo gestaltet. Ziel von Seiten der Schulleitung war es, eine Diskussion zum Stellenwert von EP an der Schule in Gang zu bringen, die bereits vorhandenen Erfahrungen zu systematisieren und erste Schritte zu einem konkreten Konzept (für die Oberstufe) der Hannah-Arendt-Schule zu entwickeln.

Ich habe von albErgo aus daran teilgenommen und schildere daher kurz meine Eindrücke. Die LehrerInnen erhielten Einblick in den Aufbau einer ep Kurswoche und lernten einzelne Elemente kennen. Die Übungen zur Natur- und Sinneswahrnehmung, ruhige, bisweilen fast meditative Einheiten wurden begeistert aufgenommen. Weniger begeistert zeigten sich die LehrerInnen bei solchen Übungen, bei denen es auf Mut und Überwindung der eigenen Ängste ankam. Bei der Aktion Baumklettern klinkten sich viele frühzeitig aus, was das albErgo-Team überraschte, da diese Aktion bei Jugendlichen sehr gut ankommt und nur in Einzelfällen jemand an seine persönlichen Grenzen stößt. Bei der anschließenden Hochseilaktion beteiligten sich dann nur noch einige wenige.

Das Kollegium hat sich in Arbeitsgruppen mit diesen Erfahrungen auseinandergesetzt und dabei dominierte das Thema "Scheitern" und der Umgang damit. Viele äußerten die Ansicht, man solle die Herausforderungen so arrangieren, dass sie von allen Teilnehmern bewältigt werden können. Andererseits gäbe es so etwas wie "die heiße Grenze des Kicks", an der eine Menge passiere. Einige meinten, dass da, wo Angst sitze, auch eine Chance für Entwicklung liege. Nicht blindlings jedem Angebot zu folgen sondern "Nein-sagen" zu können, sei aber auch eine Stärke. Es gäbe auch günstige und weniger günstige Zeitpunkte für das Angehen der eigenen Ängste, für die Überwindung von Grenzen. Dies müsse die PädagogIn bei der Entscheidung, ob sie eine SchülerIn "piekst" oder nicht, berücksichtigen.

Im Plenum wurde diskutiert, in welcher Form lernen durch EP an der Hannah-Arendt-Schule vorstellbar wäre. Der Schulleiter äußerte einige Gedanken zu seiner Idee, EP als Lernbaustein fest zu verankern, andere sahen im Rahmen von Projekten und Projektwochen gute Umsetzungsmöglichkeiten. Eine Zusammenarbeit mit den Pädagogen vom "Nachmittag" sei ebenfalls wünschenswert.

Da man aber bei den "härteren" Aktionen "absoluter Profi" sein müsse, sowohl in technischer Hinsicht als auch hinsichtlich der Fähigkeiten des "Spürens" und "Auffangens", gab es eine recht breite Übereinstimmung dahingehend, dass die LehrerInnen eher die "kleinen Dinge", z.B. Spiele möglichst ohne großen Materialaufwand, umsetzen wollen.

Eine ältere Kollegin wandte sich an das Plenum mit der Frage: "Was ist für mich ein Erlebnis? Was kann ich Kindern im ganz Besonderen vermitteln?" Für sie kommt es dabei vor allem anderen darauf an, "echt, wahrhaftig und begeisterungsfähig" zu sein. "Die Dinge, die ihr begeistert TUT, darin seid ihr Experten!"

Eigentlich wollten einige Kollegen eine Arbeitsgruppe gründen, was aber in der Geschäftigkeit des Schulbetriebes schnell unterging. Dennoch wurde vereinzelt der Versuch gemacht, die während des albErgo-Wochenendes mit den ruhigen EP-Elementen gemachten positiven Erfahrungen an der Schule umzusetzen. Hierbei mussten die LehrerInnen jedoch feststellen, dass sich Jugendliche - im Gegensatz zu ihnen selbst - kaum auf diese Übungen einlassen konnten, zumindestens nicht – wie dies versucht wurde - in Form eines offenen Angebotes in der Pause.

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